Warum Fahrsicherheitstrainings für junge Menschen so wichtig sind


Autoscheinwerfer vor dem Hintergrund der Stadt.
Inhaltsverzeichnis
  1. Warum Fahrsicherheitstrainings für junge Menschen so wichtig sind
  2. Die Realität auf den öffentlichen Straßen
  3. Was das Praxistraining wirklich bringt
  4. Der psychologische Lerneffekt: Unsicherheit abbauen, Selbstüberschätzung korrigieren
  5. Was kostet ein Fahrsicherheitstraining – und lohnt es sich?
  6. Warum das Thema im Studium oder der Ausbildung besonders relevant ist
  7. Und was ist mit älteren Fahrenden?
  8. Ein halber Tag, der Leben retten kann

Den Führerschein ist in der Tasche, das erste eigene Auto steht vor der Tür: Für viele junge Erwachsene beginnt mit der bestandenen Fahrprüfung ein ganz neuer Lebensabschnitt voll neugewonnener Freiheit. Die Prüfungsfragen und Fahrschulstunden konzentrieren sich jedoch in der Regel stark auf Grundkenntnisse und die Standardmanöver im Straßenverkehr. So kommt eines häufig zu kurz, nämlich der Umgang mit Extremsituationen auf der Straße. Glätte, plötzliches Ausweichen oder das richtige Verhalten bei Aquaplaning werden in der klassischen Ausbildung meist nur kurz theoretisch behandelt. Genau an diesem Punkt kommen Fahrsicherheitstrainings ins Spiel – ein Thema, das viel zu selten diskutiert wird, obwohl es gerade in den ersten Jahren hinter dem Steuer entscheidend sein kann.

Die Realität auf den öffentlichen Straßen

Laut Statistischem Bundesamt ist die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen überproportional häufig in Verkehrsunfälle verwickelt. Obwohl sie nur rund 7 Prozent der Bevölkerung ausmacht, ist sie an etwa 16 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden beteiligt. Die Hauptursachen dafür bestehen in einer unangepassten Geschwindigkeit, riskanten Fahrmanöver und der mangelnden Erfahrung in Gefahrensituationen.

Die Zahl spricht für sich. Sie lässt sich allerdings durchaus beeinflussen. Studien der Deutschen Verkehrswacht zeigen beispielsweise, dass Teilnehmende von Fahrsicherheitstrainings nachweislich seltener in Unfälle verwickelt sind. Warum? Sie lernen, wie sich das eigene Fahrzeug in Grenzsituationen verhält, wie sie richtig reagieren – und auch, wo ihre eigenen Fähigkeiten an die Grenzen stoßen.
 

Was das Praxistraining wirklich bringt

Ein gutes Sicherheitstraining besteht nicht nur aus Bremsübungen. Es vermittelt vielmehr ein grundlegendes Gefühl für die Fahrzeugdynamik, das Reaktionsverhalten und die Risikobewertung. Trainiert werden beispielsweise:
 
  1. das Bremsen auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen;
  2. das Ausweichen bei plötzlich auftauchenden Hindernissen;
  3. das Halten der Kontrolle bei Schleudern oder starkem Seitenwind;
  4. das richtige Verhalten bei Aquaplaning oder Glätte.
In der Schweiz sind solche Trainings für Neulenker zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben. Der Schleuderkurs Winterthur, der im Rahmen des obligatorischen Weiterausbildungskurses, kurz WAB, durchgeführt wird, bringt junge Fahrer*innen gezielt mit kritischen Situationen in Kontakt – natürlich unter kontrollierten Bedingungen und unter professioneller Anleitung. Auch wenn ein solcher Kurs in Deutschland (noch) keine Pflicht ist, würde er für viele Fahranfänger eine sinnvolle Ergänzung zu der herkömmlichen Fahrschulausbildung darstellen.
 

Der psychologische Lerneffekt: Unsicherheit abbauen, Selbstüberschätzung korrigieren

Neben dem praktischen Teil sind Fahrsicherheitstrainings auch aus psychologischer Sicht wirksam. Viele junge Fahrer*innen unterschätzen die Gefahren im öffentlichen Verkehr − oder überschätzen ihre eigene Reaktionsfähigkeit. Das erste Schleudern, der erste Moment der Orientierungslosigkeit auf nasser Straße – wer diese Erfahrungen zuerst in einem sicheren Rahmen macht, reagiert später im Ernstfall wesentlich ruhiger und geplanter.

Ein willkommener Nebeneffekt: Diejenigen, die ein solches Training absolviert haben, fahren auch danach in der Regel vorsichtiger, weil sie die realen Grenzen besser kennen. Der Lerneffekt fällt also nachhaltig aus – ganz im Gegensatz zu dem rein theoretischem Wissen, das in der kurzen Zeit in der Fahrschule erworben wird.
 

Was kostet ein Fahrsicherheitstraining – und lohnt es sich?

Ein Basis-Training für Pkw-Fahrer*innen kostet in Deutschland in der Regel zwischen 100 und 150 Euro. Viele Anbieter kooperieren jedoch mit Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder Automobilclubs, sodass häufig Rabatte möglich sind. Einige Autoversicherungen gewähren sogar Beitragsnachlässe für nachgewiesene Trainings. In der Regel beinhaltet der Preis ein halbtägiges bis ganztägiges Programm mit Theorieeinheit, mehreren Fahrübungen unter Anleitung sowie einer individuellen Auswertung. Die Kosten relativieren sich schnell – gerade wenn bedacht wird, dass ein kleiner Blechschaden meist schon wesentlich teurer ist.
 

Warum das Thema im Studium oder der Ausbildung besonders relevant ist

Gerade in der Übergangszeit zwischen Schule und Beruf sind junge Erwachsene besonders auf ihre Mobilität angewiesen, egal, ob sie mit dem eigenen Pkw zur Hochschule, zum Ausbildungsbetrieb oder zu ihrem Nebenjob fahren. Gleichzeitig sind sie durch Lernstress, Zeitdruck oder Müdigkeit stärker gefährdet, im Straßenverkehr unkonzentriert zu agieren. Ein Sicherheitstraining hilft, genau diese Risiken abzufedern. Es stärkt sowohl die Fahrkompetenz als auch das Selbstbewusstsein im Straßenverkehr. Eltern, die ihren Kindern beispielsweise zum Führerschein ein solches Training schenken, tätigen damit eine Investition in deren langfristige Sicherheit.
 

Und was ist mit älteren Fahrenden?

Auch wenn junge Fahrer*innen besonders von einem solchen Kurs profitieren, sind Fahrsicherheitstrainings keineswegs auf sie beschränkt. Ältere Menschen, die nach längerer Pause wieder ans Steuer wollen, profitieren zum Beispiel ebenso. Gleiches gilt für Fahranfänger*innen, die den Führerschein erst spät gemacht haben oder sich in bestimmten Situationen noch unsicher fühlen – etwa auf der Autobahn, bei Dunkelheit oder bei winterlichen Bedingungen. Ein Fahrsicherheitstraining ersetzt zwar keine Fahrstunden, es stärkt aber das Vertrauen in das eigene Können deutlich und senkt damit gleichzeitig die Unfallwahrscheinlichkeit.
 

Ein halber Tag, der Leben retten kann

Sicher zu fahren ist mehr, als lediglich die Vorfahrtregeln zu kennen oder korrekt zu blinken. Wer einmal erlebt hat, wie ein Auto bei Glätte reagiert oder wie wenig Bremsweg bei Tempo 100 bleibt – der fährt anders. Er fährt vorausschauender und ruhiger. Und im Zweifel kann dies lebensrettend sein. Ein Fahrsicherheitstraining stellt eine der wenigen Maßnahmen dar, die mit wenig Aufwand und bei überschaubaren Kosten einen spürbaren Unterschied machen können – für einen selbst, aber auch für alle anderen auf der Straße.