Systematische Beobachtung


Gruppe, Diskussion, Team beobachtet
Inhaltsverzeichnis
  1. Systematische Beobachtung
  2. Was ist die systematische Beobachtung?
  3. Systematische Beobachtung richtig durchführen
  4. Beobachtungsbogen: Beispiel
  5. Vor- und Nachteile der systematischen Beobachtung

Die Beobachtung ist eine Methode der Forschung, mit deren Hilfe Abläufe und Verhalten untersucht werden können. Anders als bei einer Beobachtung im umgangssprachlichen Sinn müssen bei der wissenschaftlichen Beobachtung die Abläufe und Ziele genau definiert werden, damit die bei der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse verlässlich sind. Je nach der wissenschaftlichen Disziplin und dem Objekt lassen sich unterschiedliche Formen der Beobachtung wählen. Die systematische Beobachtung ist eine davon. 


Was ist die systematische Beobachtung?

Eine systematische Beobachtung läuft – schon aus der Bezeichnung erkennbar – nach einem im Voraus geplanten System ab. Da alle Komponenten genau definiert werden, ist diese strukturierte Art der Beobachtung sehr zielorientiert, die Resultate sind überprüfbar. Das gewährleistet die Verwendung des sogenannten Beobachtungsbogens, in dem die gewünschten Daten präzise festgehalten werden können. 

Die systematische Beobachtung lässt sich dank dieser Vorzüge sehr gut für die Datenerhebung in der quantitativen Forschung nutzen und ist nicht nur in der Sozialforschung und verwandten Gebieten anwendbar, sondern kommt auch in den Naturwissenschaften zum Einsatz.  

Die systematische Beobachtung ist deshalb so aufschlussreich, weil sie schon im Vorfeld mit viel Aufmerksamkeit auf den Details geplant wird. Die gewünschten Kriterien werden, sind sie einmal ermittelt, im Beobachtungsbogen aufgeführt. Dadurch sind Schwankungen aufgrund subjektiver Wahrnehmung bei diesem Verfahren wenig wahrscheinlich, die messbaren Indikatoren insgesamt zuverlässiger. 


Systematische Beobachtung richtig durchführen

Wenn du die systematische Beobachtung für die Datensammlung zur Beantwortung deiner Forschungsfrage wählst, musst du anschließend weitere Entscheidungen treffen – abhängig von deinem Studienzweig und deinem eigenen Forschungsfeld. Denn es gibt zahlreiche Beobachtungsverfahren. Du kannst sie anhand der Position des Beobachters und der Beobachtungssituation unterscheiden. 

Vor allem in den Sozialwissenschaften gibt es die Selbstbeobachtung oder Fremdbeobachtung, die teilnehmende Beobachtung, bei der du dich unter die beobachteten Subjekte begibst, oder die nicht teilnehmende Beobachtung, bei der du ein Außenstehender bleibst. Obendrein stellt sich die Frage, ob du offen beobachten wirst – oder ob deine Anwesenheit als Beobachter verdeckt bleibt. Die Wahrnehmung der beobachteten Abläufe und der Blick des Beobachters ändern sich abhängig von der Situation. Und natürlich gibt es weitere Unterschiede, etwa zwischen Beobachtung als Feldforschung und Beobachtungsabläufen im Labor. 

Hast du dich für ein bestimmtes Verfahren entschieden, gilt es, durch die Operationalisierung deine Fragen in messbare Variablen umzuwandeln. Ein gängiges Beispiel für eine solche Operationalisierung ist die Frage, ob und wie weit der berufliche Erfolg von Schulabsolventen durch die soziale Herkunft definiert wird.

Den sozialen Status kannst du aufschlüsseln in die Elemente Beruf der Eltern, Einkommen der Eltern und Bildung der Eltern – allesamt messbare Indikatoren. Den beruflichen Erfolg der beobachteten Person oder Personengruppe misst du mittels deren Schul- und Berufsabschlüssen und Einkommen. Diese messbaren Elemente sind ein wichtiger Bestandteil des Beobachtungsbogens. 


Beobachtungsbogen: Beispiel

Der Beobachtungsbogen ist die Grundlage einer zuverlässigen systematischen Beobachtung mit nachvollziehbaren bzw. replizierbaren Daten. Einen Beobachtungsbogen zu erstellen, kostet dich zunächst Zeit und Überlegen. Je gründlicher du hier vorgehst, um so aussagekräftiger sind die bei der Auswertung gewonnenen Daten! Ein solches Beobachtungsschema sollte folgende Informationen protokollieren:  
  • Die beobachtete Zielgruppe – beispielsweise die Gruppe der 25 – 45jährigen in einer ausgewählten mittelgroßen Stadt. 
  • Der Ablauf der Beobachtung – die Erhebung der Daten für die messbaren Indikatoren, wie Einkommen und Bildung im Elternhaus und bei den Zielpersonen.
  • Die Festlegung von Zahl und Art der Beobachtungseinheiten auf eine bestimmte Situation, einen begrenzten Ort, Zeitpunkt oder Zeitraum.
Wenn du einen umfassenden Beobachtungsbogen mit zahlreichen Kategorien für eine weitreichende Beobachtung planst, kann es vorteilhaft sein, die Angaben in digitaler Form zu erfassen und auszuwerten, etwa über eine Software für die quantitative Analyse. Oft kann die Hochschule oder die Fakultät dir den Zugang zu einer solchen Software gewähren.


Vor- und Nachteile der systematischen Beobachtung

Anders als die weniger geplante, spontane Beobachtungssituation hat eine systematische Beobachtung verschiedene Vorteile. Dazu gehören
✅ die schnelle Erfassung der Situation dank zielgerichteter Absichten
✅ eine einheitliche Erhebung der Daten aufgrund feststehender Kriterien 
✅ die rasche, übersichtliche und nachvollziehbare Auswertung
✅ ein hohes Maß an Objektivität und Reliabilität

Doch auch diese wissenschaftlich zuverlässige Methode hat einige Nachteile, darunter
❌ wenig Spielraum für dich als Beobachter 
❌ vorgegebene Kenntnisse, die zu selektiver Wahrnehmung führen können 
❌ geringe Flexibilität angesichts überraschender Entwicklungen oder Ereignisse. 

Dennoch ist die systematische Beobachtung ein zuverlässiges Instrumentarium, das du für die wissenschaftliche Arbeit in zahlreichen Fachrichtungen mit guten bis sehr guten Ergebnissen nutzen kannst.